„Was wiegt, des hat’s!“ – Tiroler Abfallwirtschaftsverband zieht Abfallbilanz 2023

Die gute Nachricht zuerst: Wir Tiroler:innen sind Glas-Sammelmeister:innen! Mit 35 kg pro Normeinwohner (inkl. Tourismus/Nächtigungen) führen wir das Bundesländer-Ranking 2023 an! Der Österreich-Durchschnitt liegt bei 26 kg. Eine große Motivation scheint im Tiroler Verwiegesystem zu liegen, über das drei Viertel der Tiroler Gemeinden verfügen. „Glas ist schwer, das schmeißt man nicht in die Restmülltonne“, weiß Dr. Alfred Egger (Obmann Tiroler Abfallwirtschaftsverband).

Das Verwiegesystem zeigt Wirkung: Tirol verzeichnet 2023 im Österreichvergleich mit 108 kg pro Normeinwohner nach Vorarlberg den geringsten Anfall an „Gemischtem Siedlungsabfall“ (Österreich-Durchschnitt 154 kg). Nachvollziehen lässt sich eine Verschiebung vom Restmüll zum Wertstoff: „Unter dem Motto „Pay what you bring“ oder auf gut Tirolerisch „Was wiegt, des hat’s“ beobachten wir seit der Einführung des Verwiegesystems eine Restmüll-Abnahme von 25 % zugunsten der Wertstoffe. Es wird also noch besser gesammelt und getrennt, weil jede Bürgerin und jeder Bürger das im Geldbörsl spürt“, fasst Egger zusammen. Die gesammelten Mengen sollen dann auch zeitnah auf einer entsprechenden App ablesbar sein – wie man in der Umweltzone Wipptal ab Herbst testet. Die Digitalisierung in der Abfallwirtschaft macht’s möglich.  

Neues Pfandsystem bringt Änderungen

Bei Metall- und Leichtverpackungen sind wir Tiroler:innen mit 30 kg pro Normeinwohner ebenfalls österreichweite Sammelmeister:innen. Wobei sich hier 2025 einiges tun wird, wenn das neue Pfandsystem für Einweg-PET-Flaschen und Getränkedosen startet. „Wir rechnen damit, dass die Sammelmenge an Metall- und Leichtverpackungen um rund 20 % abnehmen wird, wenn es pro zurückgegebener Einweg-PET-Flasche bzw. Getränkedose zukünftig 25 Cent gibt“, prognostiziert DI Reinhard Oberguggenberger (Tiroler Abfallwirtschaftsverband). Dafür dürfen ab 2025 neben Kunst- und Verbundstoffen auch Metalldosen (z. B. Fisch- oder Tierfutterdosen) in den „Gelben Sack“ bzw. in die gelbe Tonne.

Achtung Störstoffe im Bioabfall!

Wenig Grund zur Freude bereiten sogenannte Störstoffe bzw. Fehlwürfe im Abfall. „Besonders im Bioabfall finden sich oftmals Kunststoffe aber auch Restmüll. In Innsbruck beträgt der Störstoff- und Fehlwurfanteil im Bioabfall ca. 8 %. Laut Entwurf zur Novelle der Kompostverordnung sollte dieser Anteil bei maximal 2 % liegen“, informiert Oberguggenberger. Hier werden Initiativen überlegt, um wirklich Küchenabfälle ohne Störstoffe in die Biotonne zu bekommen. Schließlich lässt sich aus Bioabfall in den Vergärungsanlagen (derzeit in Schlitters und Roppen) wertvolles Biogas und Kompost produzieren. 

Akkus als Brandbomben

Auch brennende Akkus in Müllfahrzeugen und Abfallsortieranlagen sorgen immer wieder für Schlagzeilen und für Besorgnis bei Recyclinghof- und Behandlungsanlagenbetreiber:innen. Mit der Vervielfachung der zu entsorgenden Akkus in den letzten Jahren ist dieses Thema topaktuell für den Tiroler Abfallwirtschaftsverband. „Akkus werden am besten auf den Recyclinghöfen dem Fachpersonal übergeben, das in der Akku-Entsorgung entsprechend geschult ist“, appellieren Alfred Egger und Reinhard Oberguggenberger unisono. „Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Beispielsweise im Recyclingzentrum Ahrental muss der Müllbunker aus Sicherheitsgründen täglich entleert werden.“